Buchauszug 2

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 Der gestiefelte Eros - Buchauszug 2

"Ein übergriffiges Ereignis im Schulunterricht":

 


Selbstverständlich war mein Platz in der Bank neben meinem Freund Richard, der eifrig an einer Geometrieaufgabe büffelte. Da ich sie später doch von ihm abschreiben würde und weil mich des Lehrer Hensolds Vortrag nicht interessierte, begann ich mich heftig zu langweilen.


Da schlug Richard im Eifer die Beine übereinander und berührte mich dabei zufällig mit seinem Fuß. Ich entdeckte, während ich nach ihm haschte, um ihn festzuhalten, mit schnell wachsender Erregung, dass mein Freund ein Paar neue Chevreaustiefel anhatte, die ich bisher nie an ihm gesehen hatte. Braune Knopfstiefel! Lieber Gott! Meines Willens nicht mehr mächtig, tauchte ich unter die Bank, wobei mich der Pauker vorne nicht im Mindesten genierte, kniete zu Richards Füßen nieder und – küsste das blanke Leder.

 

Lass das Charley“, raunte mir Richard zu. Doch ich kehrte mich nicht daran, im Gegenteil, mit beiden Händen umfasste ich den glatten Spann und strich liebkosend die lange Knopfreihe entlang. Unwillkürlich und unbewusst begann ich, den rechten Stiefel aufzuknöpfen, ohne zu bedenken, wie die prallsitzenden Knöpfe ohne Haken sich wieder schließen lassen sollten.

Aus weiter Ferne hörte ich den Lehrer etwas von Ebbe und Flut quäken, starr hingen meine Augen, während ich in unbequemster Stellung auf dem Boden unter der Bank kauerte, an des Freundes braunen Stiefeln. Sie waren mir zum Fetisch geworden.  

Endlich hatte ich den letzten der 18 Knöpfe erfolgreich aus der Lasche gezerrt, noch einen Ruck, und ich hielt das feine, köstlich riechende Leder in den Händen. Richard mochte mein sonderbares Verhalten für eine neue Biesterei halten, er ließ mich ruhig gewähren. „Richard an die Tafel! Der Herr Iberg hört wohl nicht. Wird er vielleicht die Güte haben und nach vorn kommen?“ Alles Blut schoss mir zu Herzen, als Richard, der dringlichen Aufforderung folgend, gehorsam aufsprang und aus der Bank trat. Erst auf dem Gang kam ihm das Bewusstsein seiner peinlichen Lage. Allein, es war zu spät. Hensold begann, die kurzsichtigen Augen zu rollen und hüpfte wie ein zorniger Vogel ungeduldig von einem Bein auf das andere. Wie immer, wenn Richard an die Reihe kam, trat eine erwartungsvolle Stille im Klassenzimmer ein. Noch keiner hatte des armen Freundes lächerlichen Aufzug bemerkt, aber seine Galgenfrist konnte nicht mehr von langer Dauer sein. Noch 5 Schritte – und er musste mit seinem einen auffälligen Mädchenstiefel heraustreten aus dem schützenden Hohlweg der Schulbänke auf den freien, deckungslosen Platz vor der Tafel. Blutrot vor Scham, aber in fester trotziger Haltung, betrat der Freund den Hinrichtungsplatz seiner Schulehre.  
 

In diesem Moment brach ein Gelächter los und ein Spektakel, wie ihn das doch allerhand gewohnte Klassenzimmer der verehrlichen Obersekunda noch nicht erlebt hatte. Auf die Bänke stiegen sie, dabei wie eine Herde wilder Tiere brüllend, pfeifend und grunzend, eine Anzahl stürmte, um den Unglücklichen ja genau zu sehen, aus den Bänken, keine Seele kümmerte sich um Hensolds klägliches Keifen, der in seiner Angst als letzter von allen die Tumultursache bemerkte. Alle Bande der Disziplin waren gelöst. Und mitten in der Orgie wird die Tür aufgerissen, und der Rektor steht im Zimmer... 
   

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