Die Femme Fatale

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Die Verführbarkeit des Mannes durch die Raffinesse der Femme fatale


Die Trägerin fetischistischer Lockmittel wird als Femme fatale, (frz. für „verhängnisvolle Frau“) bezeichnet. Das ist ein besonders attraktiver Frauentypus, der – mit magisch-dämonischen Zügen ausgestattet – Männer erotisch umgarnt, sie an sich bindet, sie manipuliert, ihre Moral untergräbt und sie meist auch auf „fatale“ Weise ins Unglück stürzt. Gleichzeitig verheißt diese Dame dem von ihr verführten Mann ein Höchstmaß an Liebeserfüllung, was der femme fatale oft einen äußerst ambivalenten Charakter verleiht. Femme fragile wäre das begriffliche Gegenstück.

Die Kulturhistorikerin Camille Paglia schreibt: „Ihre kühle Unnahbarkeit lockt, fasziniert und zerstört. Sie ist keine Neurotikerin, höchstens Psychopathin. […] ihr eignet eine amoralische Fühllosigkeit, eine ruhige Gleichgültigkeit gegen die Leiden derer, die sie anzieht und an denen sie teilnahmslos die Wirkung ihrer Macht beobachtet.“ 

Sie sei „bedrohlich, weil sie bleibt, ruhig, gelassen und lähmend. Ihrer Bleiben ist eine dämonische Last, […] sie ist Stachel, Inbegriff widerborstiger verderbter Sexualität. Ihr Stachel bleibt.“


Auch realen Frauen wurden und werden immer wieder solche Eigenschaften zugeschrieben, typischerweise in der Zeit des Fin de Siècle. Was man einer Femme fatele nachsagte, war eine offen ausgelebte Sexualität, die sich typischerweise in einer größeren Anzahl wechselnder Liebhaber oder Ehemänner äußerte. Als eine der bekanntesten Verkörperungen jener Zeit galten Alma Mahler-Werfel, verheiratet mit Gustav Mahler, Walter Gropius, zuletzt Franz Werfel sowie zeitweise Geliebte von Alexander von Zemlinsky, Oskar Kokoschka und einigen anderen.  Auch Modeschriftstellerin Ea von Allesch kann man dazu zäheln. Sie hatte unter anderem Beziehungen mit Alfred Polgar und Hermann Broch, arbeitete für Gustav Klimt und andere Maler als Aktmodell und war eines der realen Vorbilder für die Figur der Alpha in Robert Musils Drama "Vinzenz". Man kann sie als Femme fatale und als Femme fragile in einer Person bezeichnen. 

Diese Doppelzuschreibung traf zeitweise auch auf Lina Loos zu. Zur Femme fatale wurden auch die Schriftstellerin Gina Kaus sowie die Tänzerin und Spionin Mata Hari stilisiert.
In Mythos und Literatur hat es nie an (mehr oder weniger) vollkommenen Exemplaren herrschsüchtiger und grausamer Frauen gefehlt. Das Motiv der dämonischen Verführerin durchzieht die gesamte Literatur seit der altbabylonischen Zeit: Beispiele aus der Bibel sind Herodias, Potifars Weib und Delila.



In der Epik der klassischen Antike sind uns Pandora, Helena Circe und die Sirenen bekannt. Im Mittelalter entstanden die Lieder von der Nixe Melusine von Meliur, aber auch von von Armida und das Motiv der Mahrtenehe zwischen einem Sterblichen und einem verführerischen, aber Albdruck verursachenden überirdischen weiblichen Wesen.

Vamps der Literatur der frühen Neuzeit sind: Semiramis, Agrippina und Sophonis bei Calderón. Dazu zählen "Die Jüdin von Toledo", basierend auf Rahel la Fermosa , ca. 1610 bei Lope de Vega, ca. 1855 bei Franz Grillparzer, 1955 bei Lion Feuchtwanger sowie „Dark Lady“ aus Shakespeares Sonetten und die Countess Isabella (bei John Marston), auch auche Celinde (bei Andreas Gryphius)
Beispiele des 18. Jahrhunderts waren: 


  • Marwood und die Gräfin Orsina - beide bei Lessing
  • Madame Reymer - bei Diderot 
  • Danae und Lais - bei  Wieland 
  • Matilda  - in Matthew LewisThe Monk 
  • Die Verführerin Adelheid - in Götz von Berlichingen
  • Die Comtesse Blainville - in "Die Geschichte des Herrn William Lowell " von Ludwig Tieck 

Als Beispiele des 19. Jahrhunderts sind zu nennen: 
  • "Die Totenbraut" von Friedrich Laun. 
  • Die Bergkönigin  - in ETA Hoffmanns "Die Bergwerke zu Falun"
  • Gräfin Romana - in "Ahnung und Gegenwartsowie Gräfin Diana - in "Die Entführung",  beides von Eichendorff
  • Wanda in Venus im Pelz von Sacher-Masoch 
  • Die Diva Giulia Belcredi in "Le Crépuscule des dieux"deutsch: Götterdämmerung von Elémir Bourges Bourges 
  • Raoule de Vénérande in "Monsieur Vénusder franz. Schriftstellerin  Rachilde
  • Anna Karenina in "Anna Karenina"  von Tolstoi
  • die Kokotte Nana von Zola 

Auch in Gerhart Hauptmanns Dramen treten eine ganze Reihe dieser Vamps auf. 

Frank Wedekind schuf mit der Kindfrau Lulu den Prototyp des modernen Vamps (Erdgeist) sowie Figuren aus Die Büchse der Pandora. 

Weitere Beispiele des frühen 20. Jahrhunderts sind 
  • die „Künstlerin“ Rosa Fröhlich - in Heinrich Manns Professor Unrat 
  • Alpha  - in Robert Musils Vinzenz und die Freundin bedeutender Männer 
  • Luise (Lu) Dercum - in Jakob Wassermanns Laudin und die Seinen 
  • Temple Drake  - in Faulkners Die Freistatt 
  • Alraune  - in Hans Heinz Ewers Alraune. Die Gescichte eines lebenden Wesenszwischen 1918 und 1952 sechsmal verfilmt.
Im Film sind die Grenzen zwischen den Stereotypen „Femme fatale“, „Femme fragile“, „Kindfrau“ und „Good Bad Girl“ oft fließend. 

Die oben genannten Kennzeichen werden auch Frauenfiguren zugeschrieben, die zugleich oder zuerst als fragil oder minderjährig charakterisiert werden. Auch weil sich Charaktere im Verlauf von Erzählungen verändern, fällt eine genaue Einordnung bisweilen schwer. 

Passive, verletzliche, verletzte oder Opferfiguren (die eher zu „fragil“ oder „kindlich“ gezählt werden) und die Eigenschaften aktiver „Täterinnen“, (reif, selbstbestimmt - also eher „fatale“), gehen immer wieder ineinander über. Beispiele für diese Vermischung sind u. a. die auf Vladimir Nabokovs Lolita-Romans basierenden „Lolita“-Figuren.



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