Literarische Köstlichkeit 2

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Der gestiefelte Eros - Literarische Pretiosen 2

Die Ästhetik wunderbar modellierter Stiefelbeine in Worte gießen, die unglaubliche Frivolität des Geschehens zum Ausdruck bringen, um die knisternd-erotische Spannung in Sprache zu gießen,  das ist dem Autor dieser Lebensbeichte meisterhaft gelungen.

 Die folgenden Zitate dieses Werkstücks aus den wilden 192oer Jahren legen Zeuignis ab von den ungezählten Tabubrüchen  und Grenzüberschreitungen, die dieser Lebensbeichte inne wohnen: Großes "Kopfkino" !

 




Seine Mama, die, wegen der naheliegenden Rückschlüsse auf ihr eigenes Alter sichtlich lieber noch keinen so großen Sohn gehabt hätte, liebte es, ihn, trotz seiner sechzehn Jahre noch immer in knapp anliegende Matrosenanzüge mit kurzen Höschen zu kleiden. Die Schuhe, die mein Freund auf Wunsch seiner schicken Mama tragen musste, waren trotz ihrer flachen Absätze einfach Mädchenstiefel, wie sie damals für Backfische in den feineren französischen Pensionaten Mode waren. 

So kam er zu ganz ungewöhnlich hohen Knopfstiefeln, obwohl man außer ihm niemals einen richtigen Jungen in Knopfstiefeln gesehen hatte. Geschweige denn in so auffällig hohen.

 

 


Endlich schob sich aus dem Wagenfond ein Füßchen heraus, angelte ängstlich nach dem Trittbrett - da musste ich unwillkürlich Mutters Arm so heftig packen, dass die arme Frau erschrocken zusammenfuhr. Denn der Anblick des nun zu Tage tretenden Stiefelchens war ganz danach angetan, mich um den Rest meines bisschen Vernunft zu bringen.

"Du gute Käthe! Wie hübsch, dass Du ich abholen kommst, Oh lala. Welch leckeres junges Herrchen hast du mit. Am Ende gar Monsieur le neveu? Willst du deiner Tante nicht das Pfötchen geben?", wandte sie sich mit einem reizenden Lächeln an mich.

"Ist an meinen Schuhen was nicht in Ordnung?", frage sie lebhaft und raffte den ohnehin nicht langen Rock...

 "Doch, doch, liebe Tante", stotterte ich.




Gleich einer Schale umschloss ihre vollschlanke Figur ein tadelloses Schneiderkleid, unter dessen Rocksaum, soviel bemerkte ich trotz meiner Angst, ein Paar hoher, enggeschnürter brauner Stiefelchen hervorblitzten.  

So hatschte ich denn bald gar jämmerlich neben Tante her, die auf ihren doch sicher noch einigen Zentimeter höheren Stelzen so unbeschwert dahinschritt, dass ich sie heftig um diese Kunst beneidete. Trotz meiner krampfhaften Bemühungen, ihr meine Qualen zu verheimlichen, hatte sie die längst bemerkt: 

"Aller Anfang ist schwer, selbst der vom Vergnügen zuweilen", sagte sie plötzlich. Ich sahe sie nur kläglich und stumm an.

"Komm, darfst dich einhaken, dann geht es gleich besser", ermunterte sie mich.

Ich ließ mich nicht ein zweites Mal einladen und hing mich umgehend an ihren Arm.

 



 

"Ich möchte meinen Neffen (das Worte `Neffe` betonte Tante) ein bisschen bei Ihnen equipieren, liebe Frau Mattausch."

"Aber gerne, gnädige Frau. Und was darf es sein, wenn ich fragen darf?" "Dreierlei. Jedoch nichts, was auch nur von Ferne nach einem Herrenstiefel aussieht".

Betroffen schaute die gute alte Dame auf meine braunen Damenstiefel, dann glitt ein freundliches, aber vielsagendes Lächeln über ihre sympathischen Züge. 

"Ich hoffe, allen Wünschen der gnädigen Frau gerecht werden zu können. Was eventuell nicht fertig vorhanden sein sollte, fertigen wir in kürzester Zeit ganz nach Wunsch an". Dann schaute sie Tante erwartungsfroh an. Ich nicht weniger. Denn vorläufig wusste ich noch nicht, warum ich eigentlich hier war, nachdem ich doch die nagelneuen braunen Stiefel und die kleinen Lackschuhe gerade von ihr bekommen hatte.

 

"Meine hohen Knopfstiefel hier" - dabei hob sie den Rock ein wenig - "gefallen meinem Neffen so heftig. Nicht wahr, Charley?" wandte sie sich an mich. Hol dich der Satan, dachte, "Jawohl, liebe Tante", sagte ich. "Also nehmen Sie bitte ihm das Maß dazu. Aber Lackknopfstiefel ! Bitteschön."

Eine Sekunde später hatte sich das lauernde Fräulein Lisette auch schon meiner linken Hinterflosse bemächtigt und begann mir den Stiefel aufzuknöpfen. Resigniert beschloss ich, von nun ab nur mehr ja zu allem, was auch kommen möge, zu sagen, wie ein von Hunden aufgespürter Igel. Denn ich verfügte leider nicht über so nützliche Stacheln, die dem armen Tiere die nachhaltige Hilfe gewähren. Schon machte sich Herr Mattausch an meinen Seidenstrümpfen mit Maßband, Bleistift und Papier zu schaffen. Da musste ich unwillkürlich und trotz des Milieuunterschiedes an die Praktiken des grässlichen "Meisters" Schwab denken, dieses größten aller Riesenmurxer, die je ein Stück Leder entweihten. Die gewonnenen Maßzahlen diktierte er seiner Frau, die sie gewissenhaft in ein Buch eintrug. Tantes nächste Bestellung hätte ich beinahe überhört, denn soeben brachte Fräulein Trude die Opfer der Serie II angeschleift und stellte sie als zweites Glied der sich vorbereitenden Stiefelrevue auf die Glasplatte. Beim Anblick der süßen Dingerchen stieg meine Erregung derartig, dass mein Fuß hin und herschlug, wie die Rute eines erfolgreichen Wünschelrutengängers, wenn sie auf ein unterirdisches Quellensystem von tausend Sekundenlitern stößt.

 

"Dann hätte ich für einen wilden Jungen gerne noch ein ganz besonderes Paar, nämlich....Ja, wie soll ich mich nur gleich ausdrücken? Aha, jetzt hab ich es. Nennen wir sie mal: Strafstiefel". 

Jetzt hat es geschnappt, dachte ich. Nun ist sie irrsinnig geworden. "Ich denke dabei", fuhr sie in aller Seelenruhe fort,"an Knopfstiefel von recht auffallender Farbe, am besten vielleicht grellrot, mit so hohen Absätzen, dass das gehen oder Stehen auf ihnen wirklich ein bisschen weh tut". 

"Ich hoffe, allen Wünschen der gnädigen Frau gerecht werden zu können. Was eventuell nicht fertig vorhanden sein sollte, fertigen wir in kürzester Zeit ganz nach Wunsch an". Dann schaute sie Tante erwartungsfroh an. Ich nicht weniger. Denn vorläufig wusste ich noch nicht, warum ich eigentlich hier war, nachdem ich doch die nagelneuen braunen Stiefel und die kleinen Lackschuhe gerade von ihr bekommen hatte.
 

"Zunächst", begann Gisel "Die normalen Gebrauchs-Schuhe, die meine Neffe in Zukunft tragen wird. 

Da braucht er" - sie zog ein kleines Notizbuch aus ihrem Perlbeutel und warf einen kurzen Blick hinein - "6 Paar hohe Schuhe" - mir gab es einen Riß - "davon je 3 zum Knöpfen und 3 zum Schnüren. Der Schaft bis gut in die halbe Wade, Absätze gerade, doch nicht unter siebeneinhalb Zentimeter. Farben: schwarz und braun und je ein Paar aus Lackleder."

"Welche Schuhgröße, bitte recht sehr?", warf die alte Dame ein.
"39 ½, genau wie ich."
 "Dann sind die gewünschten Artikel in fertiger Maßarbeit vorhanden. Fräulein Lisette, holen Sie die Sachen gleich aus dem Lager.

 
Dem Hotel gegenüber musste ein großes Kontorhaus sein. Denn ich sah eine Anzahl netter Mädels an ihren Schreibmaschinen klappern. Entweder eilte ihre Arbeit nicht, oder sie interessierte die jungen Damen nicht, ich bemerkte nämlich bald, dass eine die andere auf mich aufmerksam machte, worauf ein paar ganz Kecke kichernd und miteinander tuschelnd ans offene Fenster traten und zu mir herüber guckten und lachten. Nun ist Koketteirie einer meiner Hauptfehler. Darum setzte ich mich mit dem Anscheine, mich nicht im geringsten um die Mäuschen zu kümmern, auf das Fensterbrett, lehnte mich pfeifend an die Wand und zog ganz allmählich meinen rechten Fuß auf das Gesimse herauf, wobei ich natürlich nicht versäumte, die Hose zu raffen, damit meine Beobachterinnen auch nicht um das kleinste Detail meiner unerhörten Chaussure kämen. Der Erfolg war verblüffend: Drüben auf der improvisierten Zuschauertribüne erhob sich ein mächtiges Hallo, das alsbald in einen richtigen Aufruhr überging, da immer neue Mädels sich an die Fenster drängten. Nun tauchten auch schwarze Cuts und blitzende Kneifer auf, es war somit höchste Zeit für mich, zu verschwinden.
   
So war mir gleich der tägliche Spaziergang eine wirkliche Qual. Je zwei zu zwei, genau nach der Größe geordnet, in den kindischen Mädchenanzügen und den deswegen umso auffälligeren hohen, raffinierten Damenstiefeln zum Gaudium der Straßenbummler durch die belebtesten Korsos Roms ausgeführt zu werden, wie eine Zirkusreklame, ging mir aufrichtig gegen Strich und Geschmack. 
   

Sie entnahm dem Koffer ein Paar entzückender kaffeebrauner Damenknopfstiefel raffiniertesten Schnittes mit je zwanzig kugelförmigen Perlmutterknöpfen. Jede Naht mit reichster Lochverzierung, das Vorderblatt ganz kurz, die gerade, schlanken Lederabsätze zwischen sieben und acht Zentimeter hoch. Gefüttert waren die herzigen Dinger mit hellblauer Seide. Ich hielt sie verständnislos in den Händen, in die sie mir Gisela hineingedrückt hatte. 

"Ich soll...", stammelte ich errötend in einer jäh aufsteigenden Wallung, von der ich nicht hätte sagen können, ob sie Scham oder Angst war. 

"Du sollst jetzt sofort diese hübschen Damenstiefel anlegen. Du willst doch in deinem Leben keine anderen mehr tragen, hast du mir gesagt."

 
...sprang ich sofort aus meinem niederen Clubsessel auf, den ich bereits für eine sympathische Sache zu halten geneigt war. Denn so lange ich so wohlig, mit weit von mir gestreckten Beinen, in ihm lag, durfte ich mich ungetrübt des Besitzes meiner prächtigen Stiefel erfreuen. Sie taten mir nicht ein bisschen weh, während ich beim Stehen sofort und in verstärkter Ausgabe die alten Schmerzen an meinen Füßen wieder fühlte.
  

 

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