Literarische Köstlichkeit 1

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Der gestiefelte Eros - Literarische Pretiosen 1


Die Ästhetik wunderbar modellierter Stiefelbeine in Worte gießen, die unglaubliche Frivolität des Geschehens zum Ausdruck bringen, um die knisternd-erotische Spannung einzufangen,  all dies ist dem Autor dieser Lebensbeichte meisterhaft gelungen.

 Die folgenden Zitate dieses Werkstücks aus den wilden 1920er Jahren legen Zeugnis ab von den ungezählten Tabubrüchen  und Grenzüberschreitungen, die dieser Lebensbeichte inne wohnen: Großes "Kopfkino" !

 


Betroffen schaute die gute alte Dame auf meine braunen Damenstiefel, dann glitt ein freundliches, aber vielsagendes Lächeln über ihre sympathischen Züge. 

"Ich hoffe, allen Wünschen der gnädigen Frau gerecht werden zu können. Was eventuell nicht fertig vorhanden sein sollte, fertigen wir in kürzester Zeit ganz nach Wunsch an". 

Dann schaute sie Tante erwartungsfroh an. Ich nicht weniger. Denn vorläufig wusste ich noch nicht, warum ich eigentlich hier war, nachdem ich doch die nagelneuen braunen Stiefel und die kleinen Lackschuhe gerade erst von ihr bekommen hatte. 


Ich bekam die Hand frei und umgriff nun in festem Drucke Richards in weiches Chevreauleder geknöpfte Wade.  


Mit beiden Händen umfasste ich den glatten Spann und strich liebkosend die lange Knopfreihe entlang. Unwillkürlich und unbewusst begann ich den rechten Stiefel aufzuknöpfen.  


Noch einen Ruck, und ich hielt das feine, köstlich riechende Leder in den Händen.  


Hohe, glänzende Lackknopfstiefel mit abnorm geschweiften, unsinnig hohen Hacken. 




So war mir gleich der tägliche Spaziergang eine wirkliche Qual. Je zwei zu zwei, genau nach der Größe geordnet, in den kindischen Mädchenanzügen und den deswegen umso auffälligeren hohen, raffinierten Damenstiefeln zum Gaudium der Straßenbummler durch die belebtesten Korsos Roms ausgeführt zu werden, wie eine Zirkusreklame, ging mir aufrichtig gegen Strich und Geschmack.  
Oder konnte man sich etwas Verrückteres ausdenken als die tägliche Tennisstunde im Garten? Dieser, an einer belebten Seitenstraße der Via Agostino gelegen, war von ihr nur durch ein schmiedeisernes Gitter geschieden. Ausgerechnet an dieses Gitter war der Spielplatz gelegt. Dass er tagtäglich von einer Menschenmenge belagert war, lange bevor wir zum Spiele antraten, war nicht zu verwundern, mussten wir "junge Damen" doch stets in kurzen weißseidenen Kniehöschen spielen und in was für Schuhen! 

Anstatt der absatzlosen Tennisschuhe, in denen man auf der ganzen Welt dieses schöne, gesunde Spiel übt, trugen wir dabei hohe Spangenstiefel aus weißem Glacéleder mit blödsinnig schmalen und geschweiften neun Zentimeter hohen Hacken daran. Welches groteske Gehüpfe und Getrippel unter dem schallenden Gelächter der Zaumgäste die sonst so anmutige Bewegung junger Damen ausarten musste, lässt sich denken.   
 


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