Mutter spielt mit

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"Mensch, Charley: Nach Berlin!!" - Das sagt Richard dazu:


Tja, Junge, was wird Deine Mutter zu Tantes tollem Plan sagen?  Eine Ausbildung für dich, nicht hier, sondern in Berlin! Junge, Charley, das ist voll deine Chance. Du als Haus-Praktikant, noch dazu in devoter Pagenkluft! Beneidenswert: so kannst du zeigen, was du drauf hast. Junge, wär ich gespannt auf das kinderlose Ehepaar, angeblich wohlhabend, herzensgute Menschen, und so verständnisvoll, das sie aufgetan hat und das dir bei freier Kost und Logis ein Praktikum ermöglicht - selbstredend in "spezieller" Kluft!!. Allerdings - natürlich - vorbehaltlich des Einverständnisses deiner Mutter.


Das zu erhalten, dafür werde sie sorgen, hatte Tantchen leichthin gesagt. Damit könne sie in kürzester Zeit die Weichen für deine Zukunft stellen. Von der erzieherischen Seite her zähle jetzt jeder Tag, du seist immerhin noch im Lernalter.

Nun ist Dreck Trumpf, mein Lieber. Hättest bestimmt nicht gedacht, dass sich urplötzlich eine so Wahnsinns-Wendung auftun könnte, "vorausgesetzt, du kneifst mir nicht noch, Freundchen", wie Tantchen gespielt drohend hinzufügt.


Also gleich hin zur Mutter: Was wird denn aus Karl-Hanns  mal? In der heimatlichen Kleinstadt, vermutet sie, seien gute Lehrstellen rar. Da böte die Großstadt doch weit mehr Möglichkeiten. An den Kosten würde es nicht scheitern - die trägt sie. Für die Bahnfahrt nach Berlin, für Kost und Logis und die weiteren Aufwendungen. Zudem gedächte sie, dich komplett neu einzukleiden. Und schließlich wolle sie selber in Berlin ihren Wohnsitz nehmen, bleibe also in der Nähe.  
Von Vorteil sei es, wenn ihr (dabei zögert sie etwas; räuspert sich )... was die Kleidungsfrage beträfe - nun, gewisse Freiheitsgrade eingeräumt würden. (Ein vielsagendes Lächeln gleitet über ihre Züge.)
Deine Mutter ist komplett überrumpelt. Jetzt, sofort und Knall-auf-Fall soll darüber entschieden werden? Reichlich viel auf einmal. Aber sie fasst sich rasch: "Ja, wenn Karl-Hanns das möchte...". Durchaus beeindruckt ist sie vom Entgegenkommen ihrer Schwägerin. Und dankbar. Denn, na klar ist ihr bewusst: Das Geld für eine wirklich gute Ausbildung ihres Sohnes hat sie nicht. In der Kleinstadt sind berufliche Chancen zudem mehr als limitiert. So ein generöses Angebot kommt da gerade recht. Alles andere als ein "Ja" sei eine Undankbarkeit sondersgleichen und zudem eine Versündigung an deiner Zukunft. Also, sie würde dem Vorhaben keine Steine in den Weg legen - sofern du mitziehst. Wenngleich ihr natürlich bange sei, dass du dann weit weg von ihr lebtest. Aber andererseits, was für eine Last wäre ihr von den Schultern genommen? Sie wolle dich deshalb zu einem Ja ermuntern.
Gisel merkt noch an, sie hielte dich durchaus für so erwachsen, dass du nicht mehr an Mutters Rockzipfel klebtest.  Und wie verständig du schon seist. (War da nicht wieder dieses gewisse Lächeln, in ihren Gesichtszügen?). Einen guten Berufsstart hinzulegen als Grundlage fürs Leben, das sei wichtig. - Und dann wirft sich deine Mutter in die Bresche für dich: dass du auch ja deine Stiefel mitnehmen kannst: "Ein Geschenk seines besten Freundes, sein Ein und Alles." Tante hat keine Einwände: "Ich will ihm da keine Vorschriften machen". - 
Und dann zieht dich deine Mutter an sich. Unter vier Augen erzählt sie dir, was du schon weißt; berichtet von Tante Gisel, bei der du einen Stein im Brett hättest. Der es ein Anliegen sei, dich beruflich auf einen guten Weg zu bringen. Dank ihrer Verbindungen nach Berlin: Eine ihrer Freunde dort dürfe Praktikanten ausbilden - nur auf besondere Empfehlung, versteht sich: im Haus-Service, also Haushalt, inklusive Kellnern, Bedienen, Escort. Das alles natürlich in schicker Uniform. Kurzfristig sei dort ein Azubiplatz frei - welch seltenes Glück - nur durch Zufall habe Gisel davon erfahren. Wäre das nicht eine tolle Idee für dich, ins Berufsleben reinzuschnuppern?


So eine Chance käme nicht jeden Tag; Tante Gisel müsse rasch reagieren, sonst sei der Platz weg. Die scharre bereits mit den Hufen.  Ein gewisses Maß an Vernunft deinerseits würde die Sache fraglos erleichtern. Tante bestehe nämlich darauf, dich zu diesem Anlass von Kopf bis Fuß und ganz und gar nach ihrem Geschmack neu einzukleiden. Diese Marotte, naja, mögest du ihr bitte nicht verübeln. Dass du Richards Geschenkstiefel im Gepäck mitführst, das hätte sie für dich durchgeboxt, auch das sei für Tante kein Problem: "Sie sieht doch, wie gern du gestiefelt rumläufst."

Willst du meine Meinung hören, Charley? 


Ich finde deine Tante pfundig! So recht in ihr Herz geschlossen hat sie dich. Meine Güte, sämtliche Kosten gehen auf sie. Und wenn du mich fragst, so ein Angebot kann man nicht ausschlagen. Für diese Mega-Chance würde ich an deiner Stelle alles stehen und liegen lassen. Und prickelt es nicht schon bei dir, angesichts all der hübschen Zwangslage, in die sie dich hineinreiten wird? Dass es hier und da mal verrückter zugehen könnte, ist eben typisch Berlin. Da rutscht einem das Herz in die Hose; bestimmt hast du schon Herzklopfen deshalb. Also: wo dich deine Mutter so herzlich bittet mitzuspielen, sage ich dir mein Junge, kannst du nicht anders als begeistert HURRA zu rufen. Aus der Nummer kommst du eh nicht mehr raus. Also: carpe diem!


Aber - um die Form zu wahren - darfst du selbstredend erst mal den Zweifler spielen - angesichts solcher "Zumutungen". Tust so als koste es dich alle Mühe, die Contenance zu wahrenDabei sind die Spielregeln sonnenklar - und selbstredend bist du dir im Klaren, was dich erwartet. Du wirst Deiner Bestimmerin ausgeliefert sein!


Aber was nützt das, wo deine Mutter sich so für dich in die Bresche wirft. "Du kannst sicher sein, Gisel hat bestimmt schon Pläne für deine Zukunft - auch wenn sie sich noch in Andeutungen ergeht - vorläufig. Ach, lass dich einfach überraschen...". 


Gut könne sie sich vorstellen, sagt deine Mutter, dass du all das nicht mal "unflott" fändest? Oder liege sie da falsch? (Ob  Tante am Ende gar geplaudert haben könnte...?) Ach, und wenn du deiner Mutter dann ein hübsches Porträt in deiner neuen Ausstattung zusenden könntest....


Von Tante Gisels Geschmack könne man sich durchaus eine Scheibe abschneiden. Die wisse, wie man angemessen  in einer Großstadt aufträte - vor allem kleidungsmäßig. Und an der Schuhfrage, na ja, da wird es bestimmt zwischen Euch Zweien nicht zum Zerwürfnis kommen. (Kam da nicht ein Augenzwinkern?) Fast schelmisch - deine Mutter. (Ob sie was ahnt??)- Doch genug der Vorrede: Überredungskunst - man ahnt es - war NULL - erforderlich. Von der Aussicht auf bevorstehende Genüsse in hochstelzigem Schuhwerk hat es dich voll gepackt. (Kann ich gut verstehen!). Dass du ob des nahen Abschiednehmens beklommen bist? Na klar! Doch gut, dass du am Ende zugesagt hast. In kaum 2 Tagen soll es schon abgehen nach Berlin. Mensch Charley, du Glückspilz vor der Welt. Da kommt was auf dich zu! Halt die Ohren steif, mein Lieber!


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