Was ist Fetischismus

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          Der Fetisch als erotischer Muntermacher



Du Glücklicher bist also Fetischist.  Dann darfst du dieser erotische Variation an jedem Ort der Welt - mit Hingabe! - nachgehen. HERRLICH! Du, allein für Dich im lustvollen Austausch mit dem Gegenstand deines Vertrauens. Ohne den Launen anderer Menschen unterworfen zu sein. Dein Fetisch ist das Maß aller Dinge. Er animiert dich zu verführerischen Fantasiereisen, und am Ende wartet der volle Sexualgenuss auf dich. Für mich ist diese Art von Liebemachen eine bodenständige erotische Daseinsäußerung. Ich möchte dir an Herz legen, sie als Geschenk deiner Individualität anzunehmen. Moderne Sexualwissenschaftler halten den Fetischismus ohnehin für eine harmlose Marotte: "Sex ist vielfältig und bunt wie das Leben", sagt der Sexualwissenschaftler Erwin Häberle, Leiter des Magnus-Hirschfeld-Archivs für Sexualwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin. Für anmaßend hält er den Versuch der Psychiatrie, "normale" und "krankhafte" Sexualität zu definieren. "Normal" sei alles, was einem Menschen und seinen Mitmenschen nicht schade. Peter Fiedler, Professor für Psychologie an der Universität Heidelberg, teilt diese Einschätzung: "Was hinter den Türen passiert, ist Privatsache der Menschen - solange sie nicht andere stören oder sich selbst dabei verletzen."


Wie kommt man eigentlich zu einem Fetisch?

Ganz klar: Beim erstmaligen Zusammentreffen mit deinem Lustgegenstand hat es gefunkt - aber tüchtig. Vielleicht waren gewisse Umstände im Spiel, als du dir den Fetisch das erste Mal heimlich geangelt hast. Womöglich mit spitzen Fingern und lautlos, damit sie dich nicht erwischen - Stichwort: Fetisch-Raub. Von Stund an ist dein Favorit "mit Erregung vollgepumpt". Kann sogar sein, dass der eigentliche Raub zum Reizauslöser wird.
Vielleicht kommt bei dir etwas zum Tragen, worauf du seit in deiner Kindheit aufbauen kannst, irgendeine x-beliebige Begebenheit, eine  erotische Verzwicktheit, die dich seither triggert, wirkmächtig ist und es liebend-gerne bleiben darf. Womöglich kannst du dich an die Ursprünge nicht mal mehr erinnern.
Oft lässt sich eine solche Prägung nicht mal nachweisen - manchmal ist sie ein bloßes Konstrukt deiner Phantasie oder Resultat einer Verführung - aber das macht sie nicht schlechter. Du solltest dir Zeit für sie nehmen und achtsam von ihr Gebrauch machen. Lass Dir bloß nicht seitlich reinquatschen. Sie soll dir als Lustauslöser dienen. Viele unserer Präferenzen sind frühkindlich angelegt; man erhält sie quasi "geschenkt" - durch ein schönes Erlebnis oder eine lustvolle Begegnung. Der Erinnerung daran solltest du mit Achtung begegnen, die darf einen Ehrenplatz in deinen Gefühlen beanspruchen. Vorlieben dieser Art sind sogar erweiterbar - wenn du magst, kannst du dir nachträglich noch etwas aufspielen und so quasi eine "upgedatete" Version kreieren. Aber selbst, wenn du deine Neigung nicht pflegst, hast du niemals  Perlen vor die Säue geworfen. Selbst wenn du von deinem (sagen wir) Leder-Fetisch lange Zeit keinen Gebrauch gemacht hast, so bleibt er dir doch erhalten. Du kannst ihn jederzeit aus dem Stand-by-Modus aktivieren und sogar weitere Varianten hinzufügen: Leder - Lederjeans - Lederstiefel usw. Probier`s aus.


 

 
Die Bezauberung 

Jede erotische Beziehung beginnt mit einem Auslöser, einem Ur-Knall - mit einem Tritt ins Glutnest, das fortan in dir lodert. Kaum eine andere subjektive Erfahrung schüttelt einen so durch, wie das Sich-Verlieben - in einen Menschen oder in seine Verdinglichung, den Fetisch. Man hat sich "verguckt" oder "verknallt", fühlt sich magisch angezogen vom Gegenstand seines Begehrens. Wie oft habe ich mich packen lassen - von der Wucht der Bezauberung! Unglaublich, was für eine Lust so einem Dingelchen zu eigen sein kann. Manche kommen so harmlos daher, dass man ihnen eine Reizwirkung kaum zuerkennen würde. Und doch besteht sie - sie lebt für Dich! Du hast jetzt "dein Ding". Um die Gunst anderer musst du dich nicht mehr scheren. Im Unterschied zur Hetero- und Homosexualität kannst du dich von jeglichen "Beziehungskisten" abnabeln -  musst nie mehr fürchten, ob der/die Andere womöglich abweisend reagiert, wenn du ihr oder ihm mit deinem Fetisch kommst und er es eifersüchtig beäugt, als Konkurrent ansieht oder gar brüsk von sich weist. Ernest Bornemann hat dies mal "Anti-Fetischismus" genannt. Er wusste wohl um die verbale Zuspitzung, er kannte das gern praktizierte Schlecht-Sprechen des Dingsbums. Aber, oh Wunder, so einer kategorischen Ablehnung (oder Verächtlichmachung) kann ein unerwarteter Reiz innewohnen, der das Sprechen über das Lust-Utensil plötzlich inspirierend und wirkmächtig werden lässt. Wunderschön.

 

 




Beim fetischistischen Akt bist du solo mit dem Gegenstand deines Vertrauens. Die Fetischliebe ist in ihrer ursprünglichen Ausprägung eine rein ich-bezogene (häufig in lustvoll-verdruckster Heimlichkeit vollzogene) Spielart der Sexualität, die einer Mitwirkung weiterer lebendiger Akteure nicht bedarf. Die können dich mal...


Gelegentlich wird behauptet, man werde erst dann zu einem Fetischisten reinsten Wassers, wenn man ohne "sein Ding" garnicht mehr zu sexueller Betätigung fähig ist - wenn also der Fetisch den sexuellen Umgang mit dem Partner vollständig ersetzt hat. Mag sein, dass es stimmt, aber ich finde, das ist Ansichtssache.


Lass dir bloß nicht einreden, dein Verhalten sei krank, abartig oder pervers. Und keineswegs bist du behandlungsbedürftig. Manchmal vielleicht einsam. Mehr nicht. Also sei mutig und halte mit deiner Vorliebe nicht hinterm Berg: Womöglich gelingt es dir am Ende sogar, deinen Fetisch-Genuss in eine erfüllende heterosexuelle oder homosexuelle Partnerschaft einzubringen.  Dann ist das angebliche Problem obsolet.




Lange Zeit wurde der Fetisch-Genuss durch Psychiater als "pervers" eingestuft - entsprechend dem Internationalen Krankheitscode (ICD 10), der den "Gebrauch toter Objekte als Stimulans für sexuelle Erregung oder Befriedigung" definierte - als "Störung der Sexualpräferenz". 


In Wahrheit liegt eine Störung nur dann vor, wenn bei dir Missstimmungen auftreten, die in Zusammenhang mit deinem regelmäßigen Fetischgenuss stehen. Oder durch das Unbehagen, das sich womöglich in einer Partnerschaft zeigt, wenn sich deine Freundin gegenüber dem Liebesobjekt zurückgesetzt fühlt.



Fetischismus und Partnerschaft 


Wenn wir über sexuellen Fetischismus in der Partnerbeziehung sprechen, so meinen wir das sexuelle Alltagsgeschäft - und den Platz, den dein Fetisch darin einnimmt. Vielleicht ist er sogar deine "Conditio sine qua non" für den Sexualakt - wenn es "ohne" nicht mehr funktioniert. Für manche Partnerschaft mag es belastend sein, wenn du als Mann nur dann zuverlässig deine Erektion bekommst, nachdem deine Frau sich zum Sex ein Paar Lackstiefel angelegt hat oder ein bestimmtes Nachthemd trägt. Oder du selber einen markanten Pyjama anhaben musst, damit du erregt wirst. Oder auch, wenn ein Partner ausschließlich die Füße des anderen begehrt, die Persönlichkeit des Gegenüber hingegen vernachlässigt. Für Manche (aber eben nicht für alle) wird es ein Problem, wenn der Fetisch für den Partner zum Konkurrenten wird: "Du liebst ihn mehr als mich". Ja: Es ist nun mal das "Ding", das deine Erregbarkeit herbeiführt - und eben nicht - per se - die körperliche Anziehung deines Partners. Was ist, wenn der das nicht akzeptieren mag? Wer unter diesem Problem leidet, kann über eine Sexualberatungsstelle Rat erhalten.








Ist es zuviel verlangt, zu erwarten, dass jede Beschäftigung mit dem Liebes-Ding in gleicher Weise gesellschaftliche Anerkennung erfährt wie die beiden konventionellen Formen der Menschenliebe? Jeder praktizierende Fetischist darf mit Fug und Recht Respekt, Toleranz und Anerkennung für sich einfordern. Gelebter Fetischismus ist Zeichen erfüllter Sexualität, das es verdient, als "erwünscht" konnotiert zu werden. Eine Diskriminierung von Fetischisten - heutzutage noch? Ja, wo sind wir denn?

Fetischismus und Mode


Unübersehbar ist die wechselseitige Bedingtheit von Fetischismus und Mode. Die "Haute Couture" hat sich in den letzten 50 Jahren vom fetischistischen Stil-Empfinden inspirieren lassen. Fast lässt sich von einem fetischistisch geprägten Zeitgeist sprechen, der wie selbstverständlich seinen Weg - nicht zuletzt über die Versandhauskataloge - in den Alltag der Familien (und damit ins Blickfeld der Allgemeinheit) gefunden hat. So war das jedenfalls im "Vor-dem-Internet-Zeitalter".


Entsprechende Kleidungsstücke waren in den Versandhaus-Katalogen mit unverfänglichen Attributen versehen, wie "unverwüstlich", "flott" oder "schick" - wohl um ihnen das Mäntelchen eines Gebrauchswerts umzuhängen.   



Umgekehrt entsteht Fetischismus bisweilen aus dem Reiz, der mit modisch betonten Kleidungsstücken assoziiert wird. Gewisse Utensilien besitzen per se ein Sex-Appeal; sie werden vom  Träger "rein zum Angeben" am Körper getragen - zum Posing und Sich-Hervortuen, oft unmittelbar auf der Haut. So ein Prahlhans war ich selber, im Jungenalter in meinen Cowboystiefeln, die so manchen Blick auf sich zogen.

Gewagte Utensilien öffentlich zur Schau zu stellen, kann mulmig sein. Das galt immer schon als eine Art Grenzüberschreitung und hatte erotische Bezüge.




Oft wird ein Fetisch durch Merkmale derjenigen Mode geprägt, die deiner frühen Jugend en vogue waren. Das wäre ein Zeichen für eine frühkindliche oder pubertär-erfolgte Prägung. Beispiel gibt es viele: So stellt für ältere Männer nicht selten der klassische Pumps ein Fetisch dar. Oder eben hochhackige Damenstiefel - Reizobjekte, die in der wachen Phase ihrer Kindheit präsent waren und wirkmächtig blieben. Entsprechendes gilt für praktizierende Wäschefetischisten, die den ältlichen Unterwäschestil "von damals" als erregendes Momentum für den Sexualgenuss "heranziehen". Man sieht also: Ein Fetisch ist aufgepumpt mit ganz viel Assoziation, Erinnerung und Phantasie aus der eigenen Vergangenheit.

Den immensen Popularitätsschub durch die Mode macht sich die Rotlichtszene zunutze. Damen und Herren der käuflichen Liebe bedienen gezielt fetischistische, masochistische und transvestitische Wünsche ihrer Klientel, indem sie Lustgegenstände an ihrem Körper - unterfüttert durch amouröses Gehabe und Getue - öffentlich zur Schau stellen. Der besondere Kitzel liegt im Brechen von Tabus, im Überschreiten von Schicklichkeit, im "Sich-Outen" und in der absichtsvoll durchgeführten „Dechiffrierung“. Viele Fetische entfalten ihre Wirkung im Kontext von Rollenspielen, bei denen Zwangslagen simuliert und Behinderungen herbeigeführt werden (Fesselspiele, BDSM o.ä.). 



Wer es nicht wagt, seinen Fetischismus im "wahren Leben" auszutoben, kann dies auf vielfältige Weise virtuell tun. Im Internet sind zahlreiche Communites (Freundeskreise) präsent, in denen man durch Posten selbst hergestellter Beiträge oder durch Filme oder Fotos die besonderen Verführungsqualität eines gemeinsam erkorenen Lustgegenstandes kultivieren kann.

Die Bedürfnisse eines Fetischisten wurzeln in seinem tiefen Wunsch nach Akzeptanz, nach Sicherheit und Schutz, nach Geborgenheit und Vertrauen. Letztlich danach als (unfertiger) Mensch angenommen zu werden, sich zugehörig zu fühlen, mithin soziale Anerkennung zu erfahren - allen Lächerlichkeiten zum Trotz. 

Da ein Fetisch nur Signale in eine Richtung aussendet - vom Ding zum Benutzer - bleibt der erotische Dialog einseitig und ist nicht reproduktiv - es entsteht kein "Nachwuchs". In seiner ursprünglichen Form wird die Fetischliebe vom Betroffenen "für sich" im Verborgenen ausgeführt, was Nebenwirkungen nicht ausschließt: Die Gefahr gesellschaftlicher Isolation ist da. Diese kann bis in tiefste Tiefen der Vereinsamung führen. Aber andererseits verhindert Fetischismus auch allerlei zwischenmenschliches Er-Leiden. Liebeskummer, Ärger, Trennungsschmerz oder Verlustängste - alles fällt weg ! Stattdessen ist dein Fetisch beständig-verfügbar und verlässlich. Er bleibt für dein ganzes Leben mit dir verbunden. Als Lebenstrabant ist er unendlich "treu".


 
"Der Fetisch und seine Kunstwege -
Fetischismusdarstellungen in der Kunst des 20. Jahrhundert" - Dissertationsschrift:
https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/bitstream/handle/10900/47303/pdf/Diss-final.pdf?sequence=1



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