Die Stiefellady

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Eine Stiefel-Herrin berichtet



Ich spreche hier als Aufsichtskraft eines Jungspunds, dessen Anders-Sein mir schon auffiel, als er mir das erste Mal zu Gesicht kam. Vor mir stand eine ängstliche, verletzliche, schamhafte Erscheinung, die erkennbar mit sich zu hadern schien und mir schüchtern die Hand gab. Offenkundig hatte er Probleme damit, sein abweichendes Fühlen anzunehmen und positiv zu gestalten - ein junger Erwachsener, der viel Zuwendung bedurfte. Es dauerte dann etwas, bis ich ihn so weit hatte, dass er bereit war, mir sein Anliegen zu schildern. Es bestand darin, von mir auf Damenstiefel ausgerichtet zu werden. (Mir war mittlerweile klar, dass Anlagen zum transvestitischen Stiefelfetischisten in seinem Falle gegeben waren.) Er schien in mir eine Vertrauensperson zu sehen und ahnte wohl, dass ich auf dem Gebiet versiert bin. Natürlich bot ich ihm und seiner Mutter meine Expertise an: Gern stellte ich mich der Herausforderung, für das beruhigende Umfeld zu sorgen, in dem sein ICH ungestört zur Entfaltung kommen kann. Teil unseres Deals war freilich, dass er mich "ein bisserl" daran teilhaben ließ. 


Seine "etwas schräge" Ausrichtung war mir schnuppe. In modernen, divers ausgerichteten Haushalten ist das kein Problem. Leider gibt es immer noch diese ehrpusseligen Familien, in denen es für erotische Sonderwege Null Verständnis gibt. Hier meint man allen Ernstes, queere Tendenzen des Juniors "heilen" zu müssen: Durch Therapien, durch Verbote, durch Ignorieren, durch moralische Entrüstung: "Mein Sohn doch nicht, das lass ich nicht zu! Was sollen die Nachbarn denken?" In so einer Umgebung bleibt Sohnemann nichts anderes, als im Verstohlenen zu agieren. Kaum zu glauben - angesichts so einer kleinen, menschliche Unart, einer Lappalie, die kaum mehr als eine kleine Abweichung im Begehren ist. Da frage ich mich: Warum überhaupt macht man daraus ein Problem? 

Man erspart sich Konflikte, wenn man, so wie ich es mir angewöhnt habe, emanzipatorische Freiheitsgrade zulässt, unabhängig vom Lebensalter. Fünfe gerade sein lassen, macht es so viel leichter. Auf Kölsch: "Man muss auch jönne könne". Hilfreich ist, kein Gewese um Jungspunds fetischistische Geneigtheit zu machen. Die braucht nicht verschämt unter den Teppich gekehrt zu werden. Ganz frei zum Ausdruck bringen dürfen sollte man sie - nach dem Motto: So ist es eben! Eine Laune der Natur, die ganz easy durchgehen sollte - unterhalb der Problemschwelle.  


Aus Erfahrung weiß ich: Ungeniertes und stetes Üben hat den meisten Kadetten rasch über den Berg geholfen; so ein Liebesding will erst mal erobert sein. Dabei sind wir Aufsichtsführenden gefordert. Mein wichtigster Ratschlag: Von Vornherein unverkrampft das Gespräch suchen, sich einfühlsam zeigen, Vertrauen aufbauen und verständnisvoll agieren - einen besseren Weg gibt es nicht. Erst recht, wenn dir ein Jungspund gegenüber sitzt, der entwicklungsmäßig noch der Nestwärme bedarf und auch noch eine Weile mütterlich betuddelt sein will. 
Warum ihn nicht zum Genuss einladen? Ihm zum Beispiel die eigenen Stiefel zum Gebrauch andienen? "Guck mal, meine Stiefel hier! Sehen die nicht scharf aus? Magst du mal reinsteigen? Dich als Dame fühlen? Also: mach aus deinem Herzen keine Mördergrube. Ran an den Feind." So lässt sich das Herz eines Stiefel-Kavaliers im Sturm erobern. Und wenn er zögert, setz noch einen drauf: "Wir könnten es auch fotografieren, wenn es dir leichter fällt!" - Eines wird ihm jedenfalls klar: Aus der Nummer komm ich so nicht mehr raus. "Also los, worauf wartest du?" Dass ihm jetzt eine Initiative nahegelegt wird, spürt er. Dein Augenzwinkern signalisiert es ihm und deine burschikose Aufforderung tut ein Übriges. "Jetzt aber ran an den Speck." 


"Na, worauf wartest du noch? Brauchst du eine Extra-Einladung - das ist doch Tagesgeschäft bei euch Jungs. Fleißig schielt ihr den Damen die Beine runter, wenn sie nur mal Stiefel angezogen haben." Und so schreitest du zur Tat. Wie wär`s mit einer Feuerprobe? Wutsch, hast du deinen Rocksaum gerafft und Knall-auf-Fall landen zwei prall umspannte Stiefelbeine direktement neben ihm im Sesselpolster. "Schau mal, das weiche Leder. So wunderbar fühlig, glatt wie ein Handschuh. Fahr ruhig mal drüber!" 

Ja, das ist es, was Jungspunds brauchen: Zarte Einfühlung vorneweg; sie sind noch nicht fertig ihre Geschlechtsrolle zu finden - genau deshalb ist Behutsamkeit richtig. Lass ihn ruhig denken: "Mann, die geht ja ran wie Blücher". Ja, es ist durchtrieben, die eigenen Prachtstücke kaum eine Handbreit neben ihm in Positur zu bringen. "Na, sei kein Frosch!" Wenn einem die Reize solcher Chaussures direkt ins Auge fallen, ist auch dem Letzten klar: Es ist angerichtet für mich; ich kann loslegen. Mich hingeben. Mich ausliefern. Jetzt ist es an mir, den Zugriff vorzunehmen.



Das appetitlich präsentierte Stiefelbein genügt, so einen Kadetten rumzukriegen.  Diese Konstellation frivol zu bespielen, liegt mir am Herzen. Ich habe mir es mir zur Aufgabe gemacht, diese neckische Art Spielchen zu leiten und die weiteren Interaktionen reizvoll zu unterfüttern.
Auch wenn mein Gehabe vielleicht aufdringlich- provokant erscheint, so bleibt es der Königsweg, mein Gegenüber amourös  anzufüttern. Er soll sich seinen Anteil an der Beute seiner Blicke abholen. Jedes noch so kleine Räkeln mit dem Schuh, wird ihn weiter beseelen, anstacheln, triggern. Das lässt ihn den Eindruck gewinnen: Es ist angerichtet für mich. Alles ist bereitet; die weitere Inszenierung des Geschehens geht ihren Gang. Raus komme ich eh nicht mehr. Also kann ich gut und gerne zur Tat schreiten. Das ermögliche ich ihm durch meine resolute Anrede. Unverkennbar, dass ihn meine Stiefelungetüme die Augen streicheln


Das Eine muss ihm klar sein: ICH  bin diejenige, die die Zügel in der Hand hält.  ICH (in meiner Rolle als Hausfrau oder Herrin) geriere mich als überlegene Respektsperson, die unmissverständlich zu Protokoll gibt, dass es nach meinen Spielregeln geht. IHM wird die passive Rolle des Rezipienten übertragen. ER, der sich vor Verlegenheit kaum noch einkriegt, ist startklar, sich zum "Sünder", zum Eleven degradieren zu lassen, dessen Daseinsberechtigung ausmacht, sich zuallererst den Anweisungen seiner Bestimmerin zu fügen. Hübsch fügt sich der süße Masochist in seine "Hausburschenrolle". Sie steht für das Machtgefälle, das er sich im Rollenspiel anmaßt. MIR als "Dame aus der Welt" ist es ein Anliegen, mich in die besonderen Bedürfnisse meines jungenhaften Verehrers einzufuchsen. Als "Herrin" werde ich das Geschehen anheizen, und mein erotisch noch unerfahrenes Gegenüber wird sich fügen - müssen. Ich sehe nicht ein, dass seine ans Licht gekommene "unjungenhafte" Triebschwäche zu kaschieren wäre. Ohnehin fühlen sich meine Hochschäfter durch seine Blicke wunderbar angenommen. Also los: Nun kann der Zugriff folgen. 
so
"Na, da hört sich doch alles auf. Wenn ein Junge deines Alters sich nicht beherrschen kann - muss ich mir da Sorgen machen? Sollte sich das mal ein Arzt angucken?" (Hört sich durchtrieben an, oder?) Dahinter steckt meine Botschaft: Wenn es mal so weit ist, dass ihn "gewisse Anwandlungen" überkämen.. nun,... ICH könnte ihm sicher da... nun ja ... Gelegenheiten verschaffen. Zum Beispiel, ihn mal am feinen Leder schnuppern lassen: "Einfach Bescheid sagen - für mich ist das kein Problem ...". Oder mal am eigenen Bein das einengende Gefühl enggeschnürter Stiefelschäfte spüren wollen - auch dafür wird sich ein Weg finden. Wozu sonst sind Stiefel da? Liebengerne könnte so was auch öffentlich abgehandelt werden: Wie wäre es, mal dreckfrech die Straße rauf und runter zu stöckeln? ("Stell dir mal vor, wenn die Leute dich so rumhatschen sehen??!! - Aber keine Angst, ich bin in der Nähe.") Sensationell, wenn er sich tatsächlich dazu durchringt, seine (bisher noch heimliche) Begierde sogar coram publico zu bespielen! Ich finde, jedes hochnotpeinliche Anliegen gehört auf direktem Wege vor die Leute. Na, der Scham wegen! Das Auskosten von echtem Blamiert-Sein wird erst in Tuchfühlung mit der Öffentlichkeit zum Genuss - erst recht dann, wenn die Leute sich dem Begaffen solcher Schuh-Sensationen hemmungslos  hingeben.
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Ein von mir orchestriertes "Outing" wird garantiert ein wunderschönes Event. Für ihn als armes Würstchen, aber auch für mich als seine Bestimmerin. Das wird ihn ein für alle Mal von der Heimlichtuerei kurieren; sein Dasein als verdruckster Genießer wäre  nun endgültig passé. Wenn er Spaß daran findet, können wir diese Procedure zeitgleich im WWW darstellen. Diese Möglichkeit steht ihm als Stiefeljünger immer offen. Dort kann er in einem quasi-geschützten Raum seinen beneidenswerten Trieb kultivieren, mit Gleichgesinnten ausbuchstabieren und einen Austausch beginnen, der zu wunderschönen Ergebnissen führt. Allein die Aussicht auf anregende Chats ist ein Genuss für sich und eröffnet die Chance, sich mittels der Lustobjekte "den Himmel auf Erden zu bereiten". Durch ein Outing in der Anonymität des Netzes bedient man sich der Option, eine "lächerliche" Vorliebe quasi-anonym in der Online-Community durchzuspielen, ohne dass gesellschaftlich unerwünschte Folgen eintreten. 

Im "gestiefelten Eros" bedeutet das "auf frischer Tat erwischt werden", den "Super-GAU" für unseren Romanhelden. Durch eigene Blödheit in ausweglose Lage hineingeraten, weiß er: "Jetzt ist es aus; ich bin entlarvt, lächerlich gemacht - und blamiert bis auf die Knochen - noch dazu vor einer Dame!". Eine abgrundtiefe Beschämung wäre die Folge? Doch nein! Es kommt anders.

Statt über den Sünder abzulästern, ihn kübelweise mit Hohn und Spott zu überschütten, reagiert die Dame vollkommen anders. Und zwar schlau; denn sie ahnt: Da könnte womöglich was Hübsches draus entstehen. Unvermittelt wird eine gänzlich unerwartete Wendung eingeleitet, als sie ihrem vollkommen verblüfften Neffen darlegt, seine vorgefundene Unart sei "im Grunde nicht der Rede wert". Allen Ernstes meint sie: Das sei schon in Ordnung, er dürfe das, wenn ihm danach sei! Sie wolle ihm das Angebot machen, ihre Stiefel mal anzuprobieren, nur mal so, die Größe stimme doch perfekt überein. Aber sie frage sich, ob er so viel Traute aufbringe, hoch gestiefelt die Öffentlichkeit zu beglücken - zum Beispiel bei einem Ausflug in die Großstadt. Dabei ließe sich die Aufmerksamkeit der Passanten bannen. Bestimmt würden sie das beide genießen? "Stell dir nur mal vor, die Blicke von allen Seiten, wie sie sich unverhohlen in Richtung deiner sonderbaren Chaussures begeben." So viel Peinlichkeit ergebe ein herrlich beschämendes Erlebnis, das noch mal aufregender wäre, wenn weitere prickelnde Optionen daraus entstünden. Ihr jedenfalls sei es ein Bedürfnis, seine Stiefel-Lust zu bespielen - ein Herzensanliegen, das sie zuzu gerne an ihm durchexerzieren würde. 

Wissend und gelassen nennt sie seine Marotte "eine kleine Unart, mehr nicht". Längst ist sie dabei, gedanklich für das weitere Geschehen ein Art Drehbuch  zu entwerfen. - Doch der Reihe nach, einstweilen sind wir ja noch in der Phase der Belanglosigkeit: "Mach Dir keine Gedanken. Wen eigentlich sollte es nicht aufregen, dich in Damen-Stiefeln starksen zu sehen? Zieh sie schon mal an - hier und jetzt - wir sind doch hier ganz für uns." Was für eine steile Idee! Voll ist er in Aufruhr versetzt - angesichts der Unberechenbarkeit der Situation. Gerade erst hat er sich vor einer wildfremden Frau "nackt" gemacht - und nun kommt die mit so einem bizarren Ansinnen. Anstelle einer Bestrafung, die eigentlich logisch gewesen wäre, (in Form sozialer Verächtlichmachung) steht nun gar eine "Belohnung" in Rede? Da wundert es kaum, dass unser Delinquent sich gedanklich erst mal sortieren muss. Nüchtern betrachtet, hat sie ja Recht: Dem Grunde nach ist diese jungenhafte Stiefelei allenfalls eine harmlose, "menschliche" Unart, die durch ganz viel "mütterliches Verständnis" wunderbar "heilen" ließe.

Dennoch ist da ein Rest Misstrauen. Liegt wohl an der Leichtigkeit, mit der dieser vor kurzem noch wildfremden Person so eine Einladung über die Lippen kommt. Da mag sie noch so sehr betonen, wie fern es ihr liege, die vorgefundene oberpeinliche Situation auszunutzen. Ihre spontan bekundete Zuwendung und die beruhigenden Worte sind Zeichen an den jugendlichen Übeltäter, dass sein Verhalten zwar ungewöhnlich, aber irgendwo doch "in Ordnung" sei. Getreu dem Motto: "Aus der Mücke keinen Elefanten machen". Ein Kavalier, der Sympathien für die Stiefelmode der Damenwelt an den Tag legt, sei absolut kein Verbrecher - allenfalls (Augenzwinkern!) ein kleiner Filou. "So eine bestimmte Ahnung" mit Blick auf ihn habe sie von Anfang an gehabt - und siehe da ! - ihr Näschen habe sie nicht getäuscht. Drum: langer Rede kurzer Sinn: Wenn er nun mal so eine hübsche Schwäche habe, dann man dürfe diese Unart nicht einfach brach liegen lassen. Vielmehr sollte er sich zu seiner Neigung bekennen und selbstbewusst für sich eine entsprechende Lebensweise einfordern: "Also, fühl dich frei, Frauenstiefel anzuhaben, wann immer dir danach ist. Ist wohl das Mindeste". Wenn er nun nicht zur Tat schreite, ja wann dann? Er solle nur nicht glauben, dass sie ihm das zweimal anbiete.


Eine Bedingung allerdings habe sie schon: Einbezogen werden möchte sie. Rückhaltlos in alles. Sie erwarte, dass er hinfort seine Bedürfnisse ihr gegenüber offen und unverdruckst kommuniziert. Damit sei ihm eine bedrückende Last von den Schultern genommen. All das Hadern mit abseitigen Neigungen und der Verdamnis von unjungenhaften Stiefelgelüsten kämen an ihr Ende. - Puhh! Das trifft mitten ins Herz! Wie wunderbar, dass diese "Respektsperson" ihm Wohltaten in Aussicht stellt, von denen er noch vor Tagen nicht zu träumen gewagt hätte. Die einfach sagt, sie fände an feminin ausstaffierten Stiefeljungs nichts "Perverses". Im Gegenteil: Solche Jungs hätten einen Stein im Brett bei ihr - wo würde sie als Herrin sonst ihren Kundenkreis herbekommen? Sie fühle sich verpflichtet, den dafür notwendigen Raum zur Verfügung zu stellen, damit leidensfähige junge Burschen ihrer Stiefellust frei nachgehen können. Sie auszuleben, sei ein Menschenrecht und schütze zudem vor neurotischen Zuspitzungen. Nein, deshalb müsse man sich wirklich nicht in den Senkel stellen und als verkorkster Heimlichtuer ein Schattendasein fristen. Freilich habe ihr Entgegenkommen seinen Preis; sie erwarte eine saftige Gegenleistung: nämlich es auf ihre Art mitzugenießen. (Dabei spukt bereits ein ziemlich verwegener Plan in ihrem Kopf herum.) 

Man sieht also: unbedingt will sie die erste Geige spielen. Geld spielt bei ihr so gar keine Rolle. So ist es ihr ein Leichtes, sich durch ganz viel Verständnis und Einfühlung sich dem Jungspund anzudienen. ("Dass du Damenstiefel tragen wirst, ist ausgemacht. Jetzt hier bei mir im Privaten. Alles Weitere überlasse getrost mir"). Gedanklich ist sie bereits dabei, das frivole Drehbuch weiterzudenken. Wie wäre es, die offenkundige Beschämung ihres Delinquenten in einem passenden Rahmen durchzudeklinieren. Ihr Ansinnen kulminiert in der Vorstellung, sich mit ihm gemeinsam als frivoles Paar, beide in sehr hohen Stiefeln in der Großstadtszene zu tummeln, um in so einem amourös aufgeladenen Kontext - auf lüsterne Art - Liebe zu machen. "Dieses Vergnügen wirst du deinem Tantchen doch nicht verargen wollen?" Also: Ein kleines Dankeschön seinerseits ist sicher nicht zu viel verlangt. Gerade in Anbetracht der vielen Wohltaten, die nun auf ihn zukommen. Zeige sie nicht ganz viel Entgegenkommen für so hübsch-unmännlichen Ambitionen?


Das Ganze bedarf eines offiziellen Anstrichs. Ohne eine Vereinbarung, ein Agreement geht nichts. Dazu muss Charleys Mutter ins Boot geholt werden - mittels eines großzügiges Angebots, das Tante im Köcher hat. Das Szenario, das sie der Mutter präsentiert, hört sich verführerisch an: Sie ist bereit, ihn zu sich nach Berlin zu nehmen. Er macht dort eine Ausbildung (eine, die in der kleinen Heimatstadt nicht möglich wäre). Sie übernimmt die Kosten, stellt ihm die Kleidung, bietet Kost und Logis und erwartet im Gegenzug "Dankbarkeit" in Form von "Fügung" und "Gehorsam". Ist wohl nicht zu viel verlangt: schließlich opfere sie ihre Zeit und ihr Geld, damit er auf einen guten Weg kommt. Grundsätzlich möchte sie sich aber das Recht ausbedingen, in puncto Kleidung das "letzte Wort" zu haben. Immerhin kenne sie die Trends in Berlin nur allzu gut und wisse haargenau, wie man sich in mondäner Umgebung angemesen "bewegen" müsse. Da sei es nur recht und billig, wenn SIE "als Sponsorin" gewisse Optionen zugebilligt erhalte, die SIE zur jederzeitigen Anwendung berechtige: "Ich bezahle das alles ja schließlich!"
Erforderlichenfalls  behalte sie sich vor, ihrem Schützling gewisse Rituale der Disziplinierung angedeihen zu lassen. Zum Beispiel in puncto Alltagsführung: in dieser Hinsicht halte sie die Zügel fest in der Hand. Zwar sei er berechtigt, seine Bedürfnisse angemessen auszuleben, aber sie wisse auch, dass seine Entwicklung auf filigranen Füßchen noch der erzieherischen Begleitung bedürfe, weshalb sie gedenke, sich "uneigennützig" zu zeigen. So sehr es ihr ein Anliegen sei, ihn auf Genüsse rund ums Stiefeltragen einzujustieren, so sehr wisse sie, dass seine Genussfähigkeit durchaus im Öffentlichen durchexerziert werden müsse. Ohne jegliche Fisimatenten ließe sich das Wesentliche während der Haupteinkaufszeit coram publico abhandeln. Für Einkauf und Anprobe seiner feminin durchgetakteten Grundausstattung habe sie das feinste Stiefelkaufhaus der Republik im Blick - Mattausch in Berlin-Mitte. Sie trage sich mit dem Gedanken, seine Initiation dort im Rahmen einer saftigen Zurschaustellung vor einer sich womöglich nicht uninteressiert gebenden Ladenöffentlichkeit zu vollziehen. Dort werde Charleys fetischistisch-bizarres Debut zu einem Belastungstest, inwieweit er einer allseits unverschämten Begaffung standhalte. Nicht abzubringen sei sie davon, ihm dieses Maß an Peinlichkeit zuzumuten, das - in seinem eigenen Interesse - auf die denkbar blamabelste Art durchgetaktet werden könne. Immerhin agiere man vor lauter distinguierten Kunden, "mit dir als Hauptakteur, du Bursche!".



Man sieht also: Die so verständnisvolle "Jungenversteherin",  die am fetischistisch motivierten Gehabe ihres Neffen nichts Ungewöhnliches zu finden vorgibt - entpuppt sich als eine durch die bizarre Konstellation höchstselber angefütterte "Herrin", die an den Fortgang des Geschehens die Erwartung verbindet, in neue, bisher unerreichbare Gefilde eigener Lustbarkeit vorzudringen. Im Bestreben, sich mittels planvoll durchgetakteter erzieherischer Maßnahmen ihren Anteil am Kuchen zu sichern, indem sie seine stiefelfetischistische Initiation öffentlich inszeniert, gibt sie ihm zu verstehen, dass er sich auf das Eine einstellen muss: "Aus der Nummer kommst du nicht mehr raus." Mit anderen Worten: Charley wird sich hinfort feminin aufgesponselt der Straße zu zeigen haben, um der anhaltenden Belustigung des Straßenpublikums anheimzufallen. Zu dessen Plaisir und (natürlich) zur Anstachelung eigenen Lusterlebens.

Jungspund hat sich darauf einzustellenim Rahmen seines öffentlichen Auftretens das volle Programm an Peinlichkeiten auf sich zu ziehen. Viele spannungsgeladene Zustände wird er durchzustehen haben, auferlegt durch die Gebieterin. All den frivolen Eskapaden unter ihrer strengen Ägide wird eine Fülle an skurrilen Begebenheiten und erotischen Sensatiönchen innewohnen, die intensives Lusterleben ermöglichen und  hochnotpeinliche Momente voll von knisternder Erotik (respektive Erregtheit) kreieren.
Charley selber wird sich die Zurschaustellung seiner Stiefelleidenschaft ersehnen. Sie verheißen ihm wundervoll-bizarre Unterwerfungsszenen, aus denen ein hochnotpeinliches Gesamtbild entsteht. Der in sehr hohen Damenstiefeln dahinwankende Jungspund giert richtig danach, die eigene Bloßstellung vor großstädtischem Publikum einzufordern. Veredelt wird die angemessene Reaktion der Leute, ihr feiner Spott und all die Belustigung, die er als Masochist hervorruft, durch die Präsenz seiner Bestimmerin, deren Domina-Gehabe unverblümt zu Tage tritt. Genießerisch saugt sie den Honig aus der maximalen Beschämung ihres Schützlings.


Wenn die Gaffer der Großstadt angesichts der bizarren Stiefelausrichtung des jungen Herrn  reihenweise in Verzückung geraten und sich mit gierig-geweiteten Augen an dessen ungelenker Fortbewegung weiden, beschert dies beiden Akteuren ein bizarres Elysium. (Und das Publikum hat auch was davon.) So recht wirksam wird seine Beschämung, weil die herrische Begeiterin ihre Prinzipien (erzieherische Strenge, Konsequenz und eiserne Disziplin) leibhaftig und mit Stringenz zur Ausführung gebracht sieht. 
Durch einen sich solcherart erotisch zuspitzenden Erzählstrang skizziert der Autor dieses autobiografischen Bekenntniswerks meisterhaft den Weg zur Überwindung gängiger sittlicher Tabus und schildert - vor der Kulisse der flirrenden Metropole Berlins der wilden 1920er Jahren - einen filmreif inszenierten Bruch mit kleinbürgerlichen Konventionen.



  

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